Die Entwicklung der Zahnmedizin - speziell der Bereich der Implantologie - schreitet schnell voran. Unsere Redaktion sichtet die Vielzahl an Informationen und stellt hier für Sie Interessantes und Neues zum Thema zusammen:
Der am 19. Mai 2016 im Vorfeld der 69sten WHO World Health Assembly veröffentlichte finale Report des AMR-(Antimikrobielle Resistenzen)-Reviews fordert eine Aufklärungskampagne, um das Bewusstsein für Antibiotikaresistenzen zu verbessern. In Deutschland hat sich die Charite – Universitätsmedizin Berlin dies gemeinsam mit sechs Partnern zum Thema gemacht. Im Jahr 2015 haben sie das Modellprojekt „Rationaler Antibiotikaeinsatz durch Information und Kommunikation (RAI)“ ins Leben gerufen.
An der Charite federführend für RAI ist Prof. Dr. Petra Gastmeier, Leiterin des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin. Sie teilt die Meinung mit anderen Experten, dass die Konsequenzen der unbedachten Anwendung von Antibiotika fatal sind: Nach Schätzungen des AMR-Review sterben aktuell allein in Europa und den USA jedes Jahr ungefähr 50.000 Patienten an Infektionen mit antibiotikaresistenten Krankheitserregern – Tendenz steigend.
Information und Kommunikation – hier setzt RAI an. Gastmeier: „Für den richtigen Umgang mit Antibiotika ist Wissen ganz entscheidend, doch da gibt es teils große Lücken, die wir schließen müssen.“ Das Verbundvorhaben hat eine Vorreiterrolle: Um innovative Informations- und Kommunikationsstrategien zu einer verantwortungsvollen Anwendung von Antibiotika zu entwickeln, haben sich Human- und Tiermediziner erstmalig mit Design- und Kommunikationsexperten zusammengeschlossen. Zudem verfolgt RAI einen sektorenübergreifenden Ansatz, wie auch Prof. Dr. Lothar H. Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI) und einer der beteiligten Partner, erklärt: „Eines der größten Versäumnisse in der Vergangenheit war, dass man die Initiativen immer nur auf eine bestimmte Gruppierung beschränkt hat. Das Versäumte gilt es jetzt, dringend aufzuholen“.
Das One-Health-Konzept
Daher folgt das Projekt dem ganzheitlichen, interdisziplinären One-Health-Konzept, das die komplexen Zusammenhänge zwischen Mensch, Tier, Umwelt und Gesundheit berücksichtigt. Diese integrative Vorgehensweise gilt heute als der Schlüssel für ein nachhaltiges Gesundheitsmanagement. Deshalb richtet sich RAI bei den verordnenden Ärzten von Antibiotika an Hausärzte, Chirurgen und Intensivmediziner in Krankenhäusern sowie an Tierärzte und Landwirte. Auch Patienten in Hausarztpraxen werden angesprochen.
In der ersten Projektphase lag der Fokus auf der Analyse des Ist-Zustands bei der Zielgruppe und auf der Entwicklung geeigneter Interventionstools, die in der zweiten Phase getestet werden sollen. Die Ergebnisse der ersten Projektphase zeigten, das 58 Prozent der mehr als 1.000 befragten Erwachsenen glauben, ihr eigenes Verhalten bei der Verwendung von Antibiotika habe keine Auswirkungen auf die Resistenzentwicklung.
Tatsächlich fördert es jedoch die Entstehung resistenter Bakterien, wenn die Medikamente nicht so wie vom Arzt verordnet eingenommen werden. Unter den befragten Tierärzten geht fast jeder zweite fälschlicherweise davon aus, dass sein Verordnungsverhalten die Resistenzsituation in der Region nicht beeinflusst. Die Analysen identifizierten auch praktische Hindernisse und Unsicherheiten beim richtigen Umgang mit Antibiotika, wie beispielsweise Zeitmangel und Informationsverluste bei der Kommunikation zwischen verordnenden Ärzten und Anwendern.
Info-Tools für verschreibende Ärzte
Speziell entwickelte Interventionstools, wie etwa der „Infozept“-Generator für Hausärzte, sollen zukünftig unterstützen: Hiermit kann der Arzt für den Patienten personalisierte Informationen zu dessen Krankheitsbild und zum Thema Antibiotikatherapie zusammenstellen. Für Tierärzte gibt es einen Podcast, mit dem sie sich schnell und ortsunabhängig über Antibiotika und resistente Krankheitserreger informieren können. Ziel ist es, dem Arzt Alternativen zur Behandlung mit Antibiotika aufzuzeigen. Ab August 2016 werden die RAI-Partner die Maßnahmen gestaffelt einführen und in der Praxis testen. Erste Ergebnisse werden für 2018 erwartet.
Quelle: www.dzw.de